Rattrapante Chronograph - mitgeschleppt durch Raum und Zeit

A. Lange & Söhne 1815 Rattrapante Platin: 200 Boutique-Only Exemplare

Im der auf 200 Exemplare limitierten A. Lange & Söhne 1815 Rattrapante Platin verbaut die Uhrenmanufaktur aus Glashütte das edle Schleppzeiger-Kaliber L101.2 mit Säulenrad und Horizontalkupplung. Jeder der Rattrapante Chronographen schlägt mit schätzungsweise 145.000 Euro zu Buche.

von | 15.06.2024

Prolog

Warum die Uhrenmanufaktur den Preis für die neue A. Lange & Söhne 1815 Rattrapante Platin Referenz 425.025 nur auf Anfrage mitteilt, lässt sich gedanklich nur schwer nachvollziehen. Vielleicht will CEO Wilhelm Schmid auf diese Weise frühzeitigen Parallelmarkt-Aktivitäten entgegentreten. Wer wissen möchte, was eines der 200 Exemplare des 1815 Rattrapante mit Platinschale kostet, muss also zum Hörer greifen oder am besten direkt in einer A. Lange & Söhne Boutique vorsprechen.

A. Lange & Söhne Boutique in Berlin

In der neuen Berlinger Boutique von A. Lange & Söhne wird der 1815 Rattrapante Platin sicher für schätzungsweise 145.000 Euro zu bekommen sein.

Beim Verkauf dieser Armbanduhr bleibt der klassische Fach-Einzelhandel schlichtweg außen vor. Auch bei der Glashütter Traditionsmanufaktur ist das sehr differenziert zu bewertende Verhalten inzwischen recht häufig.

Wir haben festgestellt, das Personal-Fluktuation im Handel ein großes Thema ist. Da hilft auch keine Ausbildung. Hinzu kommt die menschliche Kapazität. Wie viele Marken und Modelle kannst du in der heutigen Welt wirklich gut verstehen und im Bedarfsfall kompetent erläutern. Speziell der Lange-Liebhaber kommt ja in aller Regel schon sehr informiert in den Laden. Er weiß sehr genau, was er will. Und ich glaube, beide Welten in der vom Internet geprägten Zeit zusammenzubringen, ist unglaublich schwierig.

Wilhelm Schmid

CEO, A. Lange & Söhne Glashütte

Lange und Söhne 1815 Rattrapante

Insgesamt 200 Exemplare des A. Lange & Söhne 1815 Rattrapante Platin, Ref. 425.025, werden die markeneigenen Boutiquen an den Mann bringen.

Lange & Söhne 1815 Rattrapante

Wie dem auch sei. Wer sich für die sehr dezent auftretende A. Lange & Söhne 1815 Rattrapante Platin Uhr mit ausgesprochen komplexem Innenleben interessiert, sollte rund 145.000 Euro übrig haben. Es ist nämlich davon auszugehen, dass das weiße Edelmetall gegenüber jenem Honeygold, welches die 2020 in einer Auflage von 100 Boutique-Exemplaren herausgegebene Referenz 425.050 „Homage to F. A. Lange“ kleidete, mit rund 18.000 Euro zu Buche schlägt.

 

Lange & Söhne 1815 Rattrapante Honeygold 2020 Ref. 425.050

2020 lancierte A. Lange & Söhne 100 Stück vom 1815 Rattrapante Honeygold, Ref. 425.050

Gemessen an der Lange’schen Jahresproduktion von nur rund 5.000 Uhren sind die 200 silbrig glänzenden Newcomer nicht eben wenig. Mit Blick auf den hohen Aufwand beim Produzieren des aus 365 sorgfältig finissierten Komponenten montierten Manufakturkalibers L101.2 dürfte also einiges Wasser von der Müglitz in die Elbe fließen, bis die komplette Edition geliefert ist.

 

Zifferblatt aus Silber der Lange und Söhne 1815 Rattrapante mit Platingehäuse

Detail des silbernen Zifferblatts der A. Lange & Söhne 1815 Rattrapante Platin

Zeiger im Schlepp

Näheres zur Schleppzeiger-Komplikation können wir uns an dieser Stelle sparen. Grundsätzliches und Wesentliches zur Funktion derartiger Uhrwerke findet sich hier im Uhrenkosmos. Auf diese technische Steigerungsform des Chronographen versteht sich A. Lange & Söhne seit 2004. Damals debütierte das Modell Double Split mit dem ungewöhnlichen, aus 465 Teilen assemblierten Kaliber L001.1. Das Handaufzugswerk mit Flyback-Funktion zählt bis zu 30 Umläufe des Chronographen- sowie auch des Schleppzeigers.

 

 

A. Lange & Söhne Double Split Platin 404.035 Preis im Jahr 2004 war 82.500 Euro

Mit dem Platin "Double Split", Referenz 404.035, begann 2004 bei A. Lange & Söhne das Rattrapante-Zeitalter. Damaliger Preis 82.500 Euro

Inklusive des L101.2 hat A. Lange & Söhne seitdem insgesamt sieben unterschiedliche Uhrwerke mit Einholzeiger-Funktion auf den Markt gebracht.

Im Modell 1815 Rattrapante zeigt sich die aufwändige Mechanik zum simultanen Stoppen zweier parallel ablaufender Ereignisse oder zum Erfassen von Zwischenzeiten selbstverständlich durch einen Sichtboden. Genaueres Hinsehen fördert ans Tageslicht, dass es sich hier um ein Schleppzeiger-Kaliber konventioneller Bauweise handelt. Wie es sich gehört, liegt der Drehpunkt des Kupplungshebels exakt über dem Zentrum des Sekundenrads. Das gewährleistet optimale Geometrie der Zahnrad-Eingriffe. Durch Handgravur besticht der zugehörige Lagerkloben. Selbstverständlich verwenden die Sachsen ein Schaltrad zur Steuerung der drei chronographischen Funktionen Start, Stopp und Nullstellung.

Kaliber L101.2 Rattrapante

Von klassischer Bauart: A. Lange & Söhne Manufaktur-Handaufzugsaliber L101.2 mit Schleppzeiger-Funktion

Ein Pendant braucht es für den traditionellen Schleppzeiger-Zangenmechanismus des Lange & Söhne 1815 Rattrapant Chronographen. Auf ihn wirkt das Bedienelement bei „10“ ein. Der in einem verschraubten Goldchaton gelagerte Steuerhebel agiert über dem ebenfalls von Hand gravierten Unruhkloben. Wenn zwei gegenüberliegende Säulen die beiden Zangenarme auseinanderdrücken, drehen sich Chronographen- und Einholzeiger miteinander. Fallen die Nasen an der Innenseite des Zangenarm-Duos in Lücken zwischen den Säulen, werden das Doppelzeigerrad und der zugehörige Zeiger angehalten.

A. Lange & Söhne 1815 Rattrapante Platin

Edel und ausgewogen - das Erscheinungsbild der A. Lange & Söhne 1815 Rattrapante mit Platingehäuse

Lange und Söhne 1815 Rattrapante Platin Zifferblattdetail

Zifferblatt-Detail des 1815 Rattrapante Platin: Bei "12 rotiert der 30-Minuten-Zähler. Die Skalierung für Chronographen- und Schleppzeiger ist auf Sechsetelsekunden-Stoppungen ausgelegt. Auch denkbar wären fünf kleine Bruchteil-Striche. Das freilich ginge zu Lasten der Ablesbarkeit. wären kaum

Korrekte Skalierung

Ähnlich dem altbekannten Valjoux 7750 findet sich bei „12“ der 30-Minuten-Totalisator des Chronographen. Zwischenzeiten lassen sich im Fall des L101.2 wie allgemein üblich nur bis zu 60 Sekunden nehmen. Korrekter Weise trägt die Skalierung für Chronographen- und Schleppzeiger der Tatsache Rechnung, dass der Gangregler mit selbst angefertigter Breguetspirale stündlich 21.600 Halbschwingungen vollzieht. Mit anderen Worten: Drei Hertz beträgt die Frequenz der Schraubenunruh mit variabler Trägheit. Stoppungen erfolgen also auf die Sechstelsekunde genau. Daher folgerichtig nur zwei kleine Bruchteil-Indexe. Bei deren fünf wäre es schlichtweg zu eng geworden.

Der seitlich angeordneten Stellschraube mit Schwanenhalsfeder auf den handgravierten Unruhkloben obliegt die Feineinstellung des Anker-Abfalls oder eines gleichmäßigen Tick-Tack. Kraft für rund 58 Stunden Gangautonomie speichert die Zugfeder des 32,6 Millimeter großen und 7,4 Millimeter hoch bauenden Uhrwerks. Am Handgelenk trägt das 41,2 Millimeter messende und bis zu 30 Meter wasserdichte Doppelzeiger-Oeuvre sehr moderate 12,6 Millimeter auf.

Schleppzeiger-Chronographen Lange Patek Vacheron Montblanc (C) Uhrenkosmos

Schleppzeiger-Luxus fürs Handgelenk: Die A. Lange & Söhne 1815 Rattrapante Platin, 145.000 Euro sowie vergleichbare Schleppzeiger-Modelle von Patek, Vacheron Constantin und Montblanc.

Blick auf den Wettbewerb

Beim Blick auf den Schleppzeiger-Wettbewerb erscheint der unverbindliche Publikumspreis des Lange und Söhne 1815 Rattrapante Chronograph in Platin von 145.000 Euro inklusive Krokoband und Platin-Dornschließe recht moderat. Vacheron Constantin verlangt für den auf nur 15 Stück limitierten, gleichfalls nur in eigenen Boutiquen erhältlichen Traditionelle Schleppzeiger Chronograph extra-flach, Referenz 5400T/000P-B637, Automatikkaliber 3500, sogar 315.000 Euro. Bei Patek Philippe kostet die unlimitierte, mit dem Handaufzugskaliber CHR 29-535 PS und blauem Emailzifferblatt ausgestattete Referenz 5370P derzeit 247.655 Euro.

 

Rattrapante Konkurrenten der 1815 Rattrapante Platin Uhr

Highend-Kaliber mit Schleppzeiger-Chronograph: A. Lange & Söhne L.101.2, Vacheron Constantin 3500 Automatic, Patek Philippe CHR 29-535 PS und Montblanc-Minerva MB-M 16.31

Das andere, sprich untere Ende der Preisskala des Rattrapante-Luxussegments repräsentieren Montblanc und die dort 2007 integrierte Traditionsmarke Minerva. Schon für rund 50.000 gab es dort 2021 den 1858 Split Second Chronograph mit dem extrem klassisch aufgebauten und sehr sorgfältig feinbearbeiteten Manufaktur-Handaufzugskaliber MB M16.31.

Die auf 18 Exemplare begrenzte Referenz 128085 mit 44 Millimeter großer Gelbgold (Lime Gold) Sichtbodenschale ist inzwischen ausverkauft. Verfügbar sind nur noch zwei Exemplare der ursprünglich 100 Titan-Referenzen 126006 mit blauem Zifferblatt zum Preis von 39.500 Euro. Außerdem gibt es noch neun von 100 Stück der 2021-er Referenz 128118 mit geschwärzter Titanschale. Ihr Preis liegt bei 42.500 Euro. Inzwischen ganz vom Markt verschwunden ist die auf 100 Exemplare limitierte Bronze-Referenz 119910 von 2019, welche Montblanc für erstaunlich günstige 32.500 Euro offerierte.

 

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Nicht mehr verfügbar: Montblanc 1858 Split Second LE 100 in Bronze, Ref. 119910, EUR 32.500

Epilog

Natürlich, auch das sein zum Schluss als Resümee gesagt, braucht heute niemand wirklich einen mechanischen Doppelzeiger-Chronographen wie die Lange & Söhne 1815 Rattrapante in Platin. Aber für visuell inspirierte Menschen ist die uhrmacherische Komplikation neben der Minutenrepetition quasi das Nonplusultra. Wie auf dem Präsentierteller zeigt sich das komplexe Schaltwerk. Schon immer verlangten seine Konstruktion, Herstellung, Finissage und Assemblage nach höchster Kompetenz. Speziell die zusätzliche Einholzeiger-Mechanik verzeiht keine Nachlässigkeiten. Selbige bestraft sie schlicht und einfach durch mangelhafte Funktion.

 

1815 Rattrapante Platin

Rechtzeitig aufbrechen heißt es, wenn man einen 1815 Rattrapante Platin von A. Lange & Söhne sein Eigen nennen möchte.

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