Stoppende Schildkröte

Cartier Tortue Monopusher: Ein Eindrücker-Chronograph mit langer Geschichte

Drei Generationen von Cartier Tortue Monopusher Chronographen gibt es bereits. Geboren sind sie 1928, 1998 und 2024. Der Uhrenkosmos erläutert die Genese.

von | 15.08.2024

Von Tonneau zu Tortue

2024 schickt Cartier den limitiert hergestellten Privé Tortue Chronographen ins Rennen um die Käufergunst. Der neue Cartier Tortue Monopusher repräsentiert die dritte Generation dieses legendären Eindrücker-Chronographen, deren Geschichte bis ins Jahr 1928 zurückreicht. Diese heißt es erst einmal erzählen, bevor die Newcomer ins Blickfeld dieser Betrachtungen rücken.

Als Cartier eine konsequente Weiterentwicklung der begehrten Armbanduhr namens Tonneau auf den Markt brachte, zeigten die Kalender 1913. Im Gegensatz zu lang gestreckten Fässchen gab sich das neue Modell aus guten Gründen gedrungener: Es gestattete den Einbau runder Uhrwerke mit größerem Durchmesser. Der Newcomer erhielt die treffende Bezeichnung Tortue, weil er phantasievolle Menschen an eine Schildkröte erinnerte. Integrierte Bandanstöße bildeten eine gekonnte Verlängerung der kunstvoll geschwungenen Gehäuseflanken.

Cartier Modell Tonneau und Cartier Tortue Chronograph

Cartier Modell Tonneau und Cartier Tortue Chronograph (Fotos Cartier und Sotheby's)

Kein Wunder, dass dieses Modell die Geschichte des Armbanduhrendesigns analog zu der schon 1904 von Louis Cartier gestalteten Santos nachhaltig beeinflusste. Geradezu logisch ferner, dass sich besagte Tortue alsbald schon zu einem begehrten Produkt im exklusiven Cartier-Sortiment entwickelte. Fast schon selbstverständlich schließlich auch, dass sich dieses Gehäuse förmlich dazu anbot, runde Uhrwerke mit ganz unterschiedlichen Zusatzfunktionen zu beherbergen.

Cartier Tortue Chronograph 1928 Kaliber LeCoultre 11 JCCV

Cartier Tortue Chronograph (Foto Antiquorum) und Handaufzugskaliber LeCoultre 11 JCCV

Beispielsweise verbaute Cartier ab 1928 ein ultraflaches Chronographenwerk mit Monodrücker, dessen 11-liniges Rohwerk 11 JCCV der Spezialist LeCoutre 1927 vorgestellt hatte. Das finissierte Oeuvre trägt die Signatur European Watch and Clock Company. Deren Pariser Büro leitete der 1872 geborene Uhrmacher Joseph Vergely. Zu den Kunden für diesen eleganten und nur in kleiner Auflage hergestellten Chronographen in den Dimensionen 25 x 35 Millimeter gehörte der zahlungskräftige amerikanische Autofabrikant Edsel Ford.

Edsel Ford

Edsel Ford trug einen Cartier Tortue Chronographen

Cartier Tortue Chronograph 1928

Cartier Tortue Chronograph 1928, das Design und die uhrmacherische Umsetzung

Collection Privée Cartier Paris

Wir springen ins Jahr 1998. Da hatte Alain-Dominique Perrin, seines Zeichens Cartier-Präsident, im Rahmen einer Pressekonferenz während des Genfer Uhrensalons SIHH betont, dass das Thema Mechanik dem von ihm geleiteten Haus auch künftig eine eher untergeordnete Rolle spielen werde. Ungeachtet dieser Aussage stellte das Luxus-Unternehmen die neue Collection Privée Cartier Paris (CPCP) vor. 70 Jahre nach seinem Debut beinhaltete die Kollektion mit dem Tortue Chrono Monopoussoir, Referenzen 2356 (Gelbgold) und 2396G (Weißgold) auch ein Comeback des begehrten und teuer bezahlten Sammlerstücks.

Cartier CPCP Tortue Chrono Monopoussoir Ref 2396 (Sotheby's)

Cartier CPCP Tortue Chrono Monopoussoir Ref. 2396, 1998 (Sotheby's)

Cartier Tortue Chrono Monopoussoir Ref 2396 Profil (Sotheby's)

Cartier Tortue Chrono Monopoussoir Ref. 2396, Weißgold (Sotheby's)

Cartier Tortue Chrono Monopoussoir Ref 2396 Kaliber THA 045 MC (Sotheby's)

Cartier Tortue Chrono Monopoussoir Ref. 2396, Kaliber THA 045 MC (Sotheby's)

Gewöhnliche Stopp-Mechanik von Eta oder Valjoux hätte das Bild von dieser Ikone definitiv gestört. Sie wäre zu klobig geworden und hätte den ästhetischen Ansprüchen von Cartier deshalb keineswegs genügt. Ganz abgesehen davon, dass die Authentizität eine Steuerung der drei chronographischen Funktionen Start, Stopp und Nullstellung über nur einen, in die Aufzugs- und Zeigerstellkrone integrierten Drücker gebot. In Ermangelung damals noch eigener Entwicklungskapazitäten gelangte der 1989 von Denis Flageollet, Vianney Halter and François-Paul Journe in Ste. Croix gegründete Mechanik-Spezialist Techniques Horlogèrs Appliquées SA ins Boot.

Cartier Kaliber THA 045 MC

Cartier Kaliber THA 045 MC mit Schwingtrieb-Kupplung

Während fünf Jahren hatte die THA ein 3,8 mm flachen und kompromisslos ausgeführtes Schaltrad-Kaliber mit horizontaler Räderkupplung konstruiert. Aus Platzgründen stellte der im späten 19. Jahrhundert von Edouard Heuer ersonnene Schwingtrieb die Verbindung zwischen Uhrwerk und Stoppmechanismus her. 21.600 Halbschwingungen pro Stunde vollzieht die Glucydur-Unruh des mit 22 funktionalen Steinen ausgestatteten-steinigen Handaufzugswerk jede Stunde. Wie schon das LeCoultre-Vorbild von 1928 besaß das exklusiv bei Cartier verfügbare Handaufzugswerk THA 045 MC einen Durchmesser von 24,8 mm. 2008 beendete Cartier das Kapitel CPCP.

Cartier Tortue Chrono Monopoussoir Ref 2356 (Sotheby's - Uhrenkosmos)

Cartier Tortue Chrono Monopoussoir Ref. 2356 (Fotos Sotheby's)

Cartier Privé Tortue Chronographen Platin und Gelbgold

Cartier Privé Tortue Monopoussoir Chronographen in Platin und Gelbgold

Cartier Tortue Monopusher

Und damit machen wir einen weiteren Sprung ins Jahr 2024. Im Zuge der Watches and Wonders präsentierte die wichtigste Richemont Marke die neuen Cartier Tortue Monopusher Chronographen. Hiervon entstehen jeweils 200 Exemplare mit Sichtbodengehäuse aus Gelbgold oder Platin. Unabhängig vom Material messen sie 43,7 x 34,8 mm. Am Handgelenk tragen auf Französisch Cartier Tortue Monopoussoir genannten Chronographen lediglich 10,2 Millimeter auf. Möglich macht es das flache Handaufzugskaliber 1928MC. Die Bezeichnung dieses Uhrwerks führt zurück ins eben jenes Jahr 1928, als der erste Tortue Chronograph auf der Bildfläche erschien.

Cartier Privé Tortue Chronograph Platin Kaliber 1928 MC

Cartier Privé Tortue Chronograph in Platin, tonneauförmiges Handaufzugskaliber 1928 MC

Mit insgesamt 4,3 Millimetern baut das zeitschreibende Oeuvre etwas höher als das THA 045MC. Zu seinen Merkmalen gehört beinahe selbstverständlich eine überlieferte Schaltradsteuerung. Mit von der Partie ist ferner eine klassische Räderkupplung vom Sekundenrad über ein Zwischenrad zum Chrono-Zentrumsrad. Die Tonneauform des 1928 passe exakt zur traditionellen Gestalt der Schale. Wie gehabt erfolgt die Steuerung aller drei Funktionen nacheinander per Kronendrücker. Nicht zuletzt der besseren Regulierung wegen beträgt die Unruhfrequenz bei diesem Newcomer flottere vier Hertz oder 28.800 Halbschwingungen pro Stunde. Ohne weiteren Energienachschub tut sie das etwa 44 Stunden lang.

Cartier Tortue Monopusher

Cartier Privé Tortue Monopoussoir Chronograph in Platin

Vor dem hellen Zifferblatt dessen äußere Indexierung auf die 2,5 Hertz des guten alten LeCoultre 11 JCCV abgestimmt ist, rotiert bei der “9” die Permanentsekunde. Rechts findet sich ein 30-Minuten-Totalisator. Nach dem Starten zählt er die Anzahl der Umläufe des wie üblich zentral angeordneten Chronographenzeigers. Blaue Zeiger im Breguet-Stil stellen die Stunden und Minuten dar.
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Preise haben die limitierten Stopper natürlich auch. Diese liegen bei 56.000 Euro für die Ausführung in Gelbgold und 64.500 für die Version in Platin.

 

Cartier Privé Tortue Chronographen 2024 Gelbgold und Platin

Cartier Privé Tortue Monopoussoir Chronographen 2024 in Gelbgold und Platin

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