Chrono Sapiens Martin Zettl

Findeisen Uhren: Zeitgeschichte in Zeitmessern

Findeisen ist ein relativ junger Stern am Uhrenhimmel. Der Uhrenkosmos sprach mit Firmengründer, Geschäftsführer und Wahlbayer Martin Zettl, 42, über Biographie, Philosophie sowie die unterschiedlichen Findeisen Uhren der 2017 ins Leben gerufenen deutschen Marke

von | 25.08.2024

Uhrenkosmos: Herr Zettl, Findeisen Uhren stehen für eine junge, aufstrebende Marke in der deutschen Uhrenszene. Wie kam es vor sieben Jahren zur Gründung?


Martin Zettl: Der Gründung meiner Uhrenmarke Findeisen ging eine reichliche Überlegungszeit von rund 3 Jahren voraus, Herr Brunner. Bestärkt durch Wegbegleiter, Freunde und letztendlich von meiner Frau, habe ich mich 2017 entschieden, diesen doch sehr anspruchsvollen Schritt zu wagen. Hierzu sei angemerkt, dass ich damals wirklich ganz bei null angefangen habe.

Sie sind Unternehmer mit Leib und Seele, stammen aber nicht aus dem Uhrenbusiness. Was hat Sie überhaupt bewogen, sich auf glattes Terrain zu begeben und eine neue Uhrenmarke ins Leben zu rufen.


Zum einen war das der Nachname meiner Vorfahren väterlicherseits. Findeisen ist ein klangvoller und starker Name, der neugierig macht. Auch meiner Frau hat dieser Name auf Anhieb gefallen. Sie bestärkte mich nachdrücklich, den Schritt zur Uhrenmarke zu gehen. Zum anderen war da der Ratschlag meines Vaters, die Familiengeschichte mit dem Thema Uhren zusammenzuführen. Mein Urgroßvater Max Findeisen, 1907 bis 1973, hat in den 1960er-Jahren eine einfache Armbanduhr zerlegt und hat das Zifferblatt mit seinem Nachnamen geschmückt. Das wiederum hat mich mehr und mehr neugierig gemacht. Damit war der Entschluss zur Marke Findeisen gefasst.

 

Max Findeisen mit Uhr

Max Findeisen und seine Armbanduhr

Woher kommt denn der keineswegs alltägliche Namen Findeisen?


Nach den Recherchen meiner Großmutter Ursula, 1939 bis 2023, stammt diese Linie aus dem Raum Gerdauen, einer kleinen Stadt südöstlich der historischen Stadt Königsberg, dem heutigen Kaliningrad. Dieser Teil der Vorfahren von Max Findeisen ist demnach im frühen 19. Jahrhundert aus der historischen Region Ostpreußen nach Sachsen gekommen.

Karte Ostpreußen 1926

Karte Ostpreußen im Jahr 1926

Gerdauen Bahnhofstraße

Gerdauen Bahnhofstraße

Sie pflegen ja viele persönliche Kontakte zu Kunden. Wie reagieren diese auf den Namen?


Ich würde sagen, neugierig. Es kam bereits mehrmals die Anfrage, ob der Name jüdischen Ursprungs ist, wozu ich bisher keine Anhaltspunkte festmachen konnte. Andere wiederum tragen den Namen selbst, so gibt es beispielsweise einen großen Bodenbelagshersteller in Baden-Württemberg und im Norden der Republik gibt es einen Waffelhersteller mit dem Namen Findeisen.

Findeisen ist ja ein sehr deutscher Name. Können ihn Amerikaner, Franzosen oder Italiener überhaupt aussprechen?


Bei Franzosen und Italienern bin ich mir ehrlicherweise nicht so ganz sicher. In Kanada, wo wir einige Kunden haben und wo über unser Modell Findeisen NauticMaster ein Review für das Magazin Worn & Wound entstanden ist, werden unsere Uhren „Finnie“ genannt, was ich positiv werte.

Logo Findeisen Uhren

Das Markenzeichen der Findeisen Uhren

Findeisen Uhren

Erläutern Sie doch bitte ihre Markenphilosophie


Zum Start von Findeisen hatte ich die Spezialität „Zeitgeschichte in Zeitmessern“ vor Augen, angetrieben von meiner eigenen Familiengeschichte. Das führte dazu, dass wir die ersten drei Modelle nach einer Stadt in Ostpreußen benannt haben. Da mir zugegebener Maßen etwas unwohl bei dieser sensiblen Thematik war – man möchte keinen Applaus aus einer dubiosen Ecke erhalten – holten wir uns einen renommierten Berliner Historiker an Board. Dieser hat für die ersten 3 Modelle die Stadtgeschichten von der Gründung bis in die Gegenwart exklusiv für Findeisen verfasst. Das gab mir Sicherheit und beruhigte mich.

Mit dem 3. Modell, der F-1253 Taucheruhr, hatten wir aus jeder Region des historischen Ostpreußen eine Stadt im Repertoire, welche heute unter ihren neuen (alten) Namen in den drei Ländern liegen, die damals den östlichsten Teil Preußens ergaben: Polen, Litauen und die russische Enklave Kaliningrad. Damit war die geschichtliche Thematik für mich rund und abgeschlossen. Dieses schwermütige Thema weiterzuführen würde den Interessenten wahrscheinlich irgendwann nicht mehr abholen und würde dem Ganzen auch nicht gerecht werden. Daher haben wir uns entschlossen, den geschichtlichen Aspekt in den Hintergrund zu rücken.

So ist bei unserem neuesten Modell SpeedForce nur noch die Modellkennung einer historischen Jahreszahl zuzuordnen: 1835 ist das Gründungsjahr des heute noch aktiven Königsberger Rennverein und wurde damals aufgrund einer Kabinettsorder von König Friedrich Wilhelm III. gegründet.

Findeisen Allenstein Automatik F-2410

Findeisen Allenstein Automatik F-2410

Findeisen Allenstein Automatik F-2410 VS-RS

Findeisen Allenstein Automatik F-2410, ausgestattet mit dem Original-Kaliber Eta 2836

Und Ihre Produktphilosophie?


Martin Zettl: Von vorneherein stand für mich fest, dass Findeisen keine x-beliebige 0815-Uhr aus einer fernöstlichen Produktion werden soll. Daher suchte ich mir ganz bewusst Partner aus, die bereits im höherpreisigen Segment Erfahrung hatten. Für die ersten beiden Modelle hat mich der Weg zu einer renommierten Firma nach Hamburg geführt. Hier entstanden die Designs und die ersten Kontakte zu Lieferanten. Diese wurden nach und nach ausgebaut. Mein Anspruch ist es, Uhren zu bauen, die den bekannten Größen in unserem Preisumfeld und vielleicht auch ein klein wenig darüber hinaus in nichts nachstehen.

Ihre Findeisen Uhren sind nicht dem Einstiegspreisbereich zuzuordnen. War das eine ganz bewusste Entscheidung.


Diese Entscheidung war wirklich bewusst gewählt. Ich wollte keine Massenproduktion starten, sondern etwas, womit sich der Träger abhebt und unter Uhrenenthusiasten ein angeregtes Gespräch entsteht. Unsere Uhren werden sorgsam und penibel in Nürnberg gefertigt. Das ist auch keine Hochglanzboutique, sondern eine kleine Uhrenwerkstatt, wie man sie von früher kennt. Hier riecht es nach Leder, nach Werkzeugen, nach Eisen.

Findeisen Uhren

Findeisen Königsberg Chronograph, Original-Kaliber Valjoux 7750

Auf dem Zifferblatt der Findeisen Uhren steht Made in Germany zu lesen. Wo entstehen Ihre Uhren? Woher stammen die Komponenten?


Wie bereits erwähnt, werden alle unsere Uhren in der Nürnberger Altstadt gefertigt. Eine strenge und sorgfältige Endkontrolle ist von mir vorgegeben, bevor ein Zeitmesser unser Haus verlässt. Auch der direkte Kontakt zum Kunden ist uns wichtig. Nicht zuletzt deshalb, weil wir natürlich wissen möchten, wie man auf uns aufmerksam geworden ist.

Unsere Komponenten wie Gehäuse, Schließen, Zifferblätter und Zeiger (eine kleine Aufstellung der wichtigsten Zeigerformen finden Sie hier) beziehen wir von Schweizer Partnern mit Sitz in Bern und Biel. Auch namhafte Hersteller arbeiten mit diesen Manufakturen zusammen. Die Qualität ist wirklich erstklassig. Sie selbst tragen gerade eine Uhr von uns zur Probe. Auf Ihr abschließendes Urteil bin ich sehr gespannt.

Findeisen Uhrenatelier in Nürnberg

Findeisen Uhrenatelier in Nürnberg

Findeisen Uhren Nürnberg Andreas Wünsche Uhrmacher

Uhrmacher Andreas Wünsche zeichnet verantwortlich für die Fertigung der Findeisen Zeitmesser

Deutsche Werke aus der kleinen Regensburger, geographisch genauer Barbinger Manufaktur Damasko haben in Findeisen Uhren gefunden. Wie kam es dazu?

Nun ja. Die Pandemie hat uns vor ein Problem gestellt. Unsere ersten Modelle präsentierten wir Ende 2019. Die Gespräche mit Händlern waren bis dahin sehr vielversprechend. Dann kam der große Knall und kein Händler wollte sich mehr an das Gespräch zur Zusammenarbeit erinnern. Das brachte mich zu der Überlegung, die Uhren günstiger in der Produktion zu machen, um einen geringeren Verkaufspreis zu erzielen oder den umgekehrten Weg zu gehen. Ich entschied mich für letzteres und kontaktierte die Uhrenmanufaktur Damasko.

Dieses sehr lange Telefonat mit Konrad Damasko änderte für uns einiges. Seit der Einführung der F-1253 Taucheruhr im Jahr 2021 arbeiten wir nun mit unseren Nachbarn aus der Oberpfalz zusammen und damit haben wir in der Uhrenwelt einen großen Sprung nach vorne gemacht. Ein entscheidender Grund für meinen Weg mit Damasko ist der, dass in unseren Uhren, die das Siegel „Made in Germany“ tragen, nun auch ein deutsches Uhrwerk tickt. Das unterscheidet uns maßgeblich von vielen anderen deutschen Uhrenmarken.

Damasko Automatikkaliber A26

Das Damasko Automatikkaliber A26 wird komplett in Deutschland gefertigt. Seine Dimensionen entsprechen denen des Eta 2824

Findeisen Automatikkaliber 4251 - Basis Damasko A26

Das Findeisen Automatikkaliber 4251 entspricht dem Damasko A26

Zu Ihrer Maxime und Findeisen Uhren gehört Transparenz. Welchen Vorteil versprechen Sie sich davon?


Ich verspreche mir keine Vorteile davon, sondern hoffe damit die Seriosität und Qualität unserer Uhren hervorheben zu können.

Gestalten Sie Ihre Uhren selber oder nutzen Sie externe Hilfe?

Wie zuvor erwähnt führte uns der Weg zu Beginn der Marke nach Hamburg, wo wir mit dem dortigen Team die Designs und auch die technischen Details fixiert haben. Letztere haben sich im Anschluss noch etwas verfeinert. Seit der F-1253 arbeiten wir mit Designer Nico Savignac zusammen. In enger Abstimmung mit unserem Fertigungsleiter Andreas Wünsche und mir entstehen so unsere Designs. Mit Nico konnten wir eine eigene Designsprache erschaffen und werden diese für den unverkennbaren Look & Feel von Findeisen Uhren beibehalten und weiterentwickeln.

Findeisen NauticMaster F 1253 mit Gliederband

Taucher-Armbanduhr Findeisen NauticMaster F-1253, Edelstahl mit Gliederband

Der zweite Teil des Interviews mit Martin Zettl folgt demnächst hier im Uhrenkosmos.

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