30 Jahre Mühle Uhren

Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde 1994 Edition: Neu und alt kombiniert

Zwei Generationen der Familie Mühle bestimmen derzeit bei Mühle-Glashütte die Geschicke. Unter ihrer Ägide entstand die neue Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde 1004 Edition.

von | 01.10.2024

Kleine Sekunde zum 30. Jubiläum

Auf exakt 30 Jahre blickt Mühle Glashütte zurück, wenn es um Armbanduhren geht. Diese runde Zahl zelebriert das Familienunternehmen mit der neuen Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde 1994 Edition. Ihre Kennzeichen: Ein dreifarbiges Zifferblatt und eine kleine Sekunde über der „6“. Das erinnert an Zeiten, als diese Anzeige von secunda diminutive pars bei Taschen- und Armbanduhren das Maß aller Dinge war. Bei Mühle Glashütte verkörpert sie eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde Edition 1994

Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde Edition 1994

Bevor wir diese Armbanduhr näher vorstellen, braucht es einen Rückblick ins Jahr 1989. Dieses bescherte Deutschland die so genannte „Wende“. Mit dem VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) gelangte auch das Erbe der Familie Mühle ins Eigentum der Treuhand. Weil eigenes Unternehmertum zu Hans-Jürgen-Mühle gehört wie das Salz zum Meer, rief er 1994 die Mühle Glashütte GmbH nautische Instrumente und Feinmechanik ins Leben. Neben ihm selbst, der sich um den Verkauf von Schmuck kümmerte, gehörten ein Konstrukteur aus der alten Firma, eine Uhrmacherin und ein Chronometermacher zum kleinen Startup-Unternehmen. Zunächst knüpfte es an die einschlägige Vergangenheit, welche 1869 mit Robert Mühle im sächsischen Glashütte begonnen hatte.
Robert Mühle 1. Generation mit Hundertstelmillimeter-Messtaster

Glashütter Unternehmertum 1. Generation: Robert Mühle und ein Hundertstelmillimeter-Messtaster

Die Gründerpersönlichkeit spezialisierte sich auf die Entwicklung und Produktion ausgeklügelter Präzisions-Messinstrumente für die heimische Uhrenindustrie. Unter der Ägide seiner drei Söhne Paul, Alfred und Max Mühle fand eine Erweiterung des Produktspektrums statt. Ab 1925 fertigte Robert Mühle & Sohn beispielsweise Auto-Borduhren, Tachometer und Drehzahlmesser.
Paul Mühle 2. Generation mit Tachometer

Glashütter Unternehmertum 2. Generation: Paul Mühle und ein Tachometer

Die Kunden gehörten zur Crème de la Crème: BMW (Motorräder), DKW, Horch und auch Maybach. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs fielen Teile der Stadt im Müglitztal einem Fliegerangriff zum Opfer. Was das Bombardement im Jahr 1945 nicht zerstörte, wurde demontiert und deportiert.
Glashütte 1945 in Schutt und Asche

Glashütte 1945 in Schutt und Asche, hier Fabrikgebäude von A. Lange & Söhne

Neubeginn

Letzteres traf auch R. Mühle & Sohn. Weil die Firma zwangsweise auch Instrumente für die Deutsche Wehrmacht produziert hatte, kam es zur Enteignung. Doch bereits im Dezember 1945 erfolgte unter Hans Mühle ein Neustart mit der Entwicklung und Herstellung unterschiedlichster Messgeräte, darunter beispielsweise auch solche für Temperaturen und Druck.

Hans Mühle 3. Generation (1)

Glashütter Unternehmertum 3. Generation: Hans Mühle

Die Tatsache, dass Mühle 1969 in Glashütte ein Monopol auf den Sektoren Messuhren und Regeltechnik besaß, war am 16. April 1972 ein Grund zur zwangsweisen Verstaatlichung. Für die anschließende Leitung der Firma musste sich Hans-Jürgen Mühle ganz normal bewerben. Und der ausgebootete Unternehmer, Jahrgang 1941, bekam den Job im Range eines Betriebsdirektors der sozialistischen Wirtschaftsführung. Vollkommen leer ging Mühle durch die Zwangsmaßnahme übrigens nicht aus. Bei der Bewertung des Betriebsvermögens fanden allerdings nur komplett fertiggestellte Produkte und vollendete Projekte Berücksichtigung. Alles, was sich im Stadium nascendi befand, fiel sang- und klanglos unter den Tisch. Das galt auch für einen bereits angefangenen Gebäudetrakt. 1980 erfolgte die Integration in den VEB Glashütter Uhrenbetriebe (GUB), wo es Hans-Jürgen Mühle es bis zum Vertriebsleiter unter anderem für Schiffschronometern mit elektronischen Quarzwerke brachte.
Hans-Jürgen Mühle - Mühle Marinechronometer und Marine-Fliegeruhr 1

Glashütter Unternehmertum 4. Generation: Hans-Jürgen Mühle - Mühle Marinechronometer und Marine-Fliegeruhr 1

Ab 1994 ernährten professionelle, von der Hamburger Seewarte typgeprüfte Marinechronometer, ferner Schiffsuhren sowie andere Instrumente wie Baro- und Hygrometer das kleine Team. Sukzessive mauserte sich Mühle zum technischen Weltmarktführer bei GPS-gesteuerten und quarzstabilisierten Uhrenanlagen samt Nebenuhren und intelligenten Schnittstellen beispielsweise für Kreuzfahrtschiffe der Aida-Flotte. In Gestalt der Marine-Fliegeruhr 1 brachte Mühle 1995/96 seinen ersten Zeitmesser fürs Handgelenk auf den Markt. In den anschließenden Jahren entwickelte sich dieser Geschäftszweig zur tragenden Säule. Leader ist der S.A.R. Rescue-Timer, über den der Uhrenkosmos hier schon ausgiebig berichtet hat.

Thilo Mühle und Modell 29er Classic ca 2014

Glashütter Unternehmertum Generation 5: Thilo Mühle und Modell 29er Classic, ca. 2014

Glashütte Regel

Eine weniger erbauliche Zäsur erfolgte 2005. Ab diesem Jahr erhitzte ein Rechtsstreit mit Nomos Glashütte die Gemüter. Zankapfel war die Frage, ob Mühle bei den mit Schweizer Rohwerken ausgestatteten Uhren die so genannte Glashütte-Regel erfüllt.  Die Notwendigkeit, zur Sicherheit millionenschwere Rücklagen bilden zu müssen, zwang das an sich wirtschaftlich gesunde Familienunternehmen Mühle am 4. Juli 2007 in eine Insolvenz wegen drohender Überschuldung.

Aber diese beeinträchtigte die Fortführung des Geschäftsbetriebs unter der Leitung von Thilo Mühle in keiner Weise. Der konnte auf einen motivierten Mitarbeiterstamm und eine attraktive Kollektion bauen. Bereits im März 2008 wurde Mühle vom Insolvenzverwalter aus dem Verfahren entlassen. Der Sohn stieg in die großen Fußstapfen seines Vaters und reüssierte auf seine Weise mit vielen neuen Kreationen, welche das Gesicht der Marke mit hohem Wiedererkennungswert prägen. Damit begann eine neue Zukunft mit der nunmehr unstrittigen Herkunftsbezeichnung Glashütte am Zifferblatt. 2011 gesellte sich das Thema eigene Manufaktur hinzu. Seitdem fährt Mühle Glashütte zweigleisig. (Mehr über die Geschichte von Mühle Glashütte gibt es direkt von Hans-Jürgen Mühle zu hören und sehen) 

Dustin und Fanny Mühle

Glashütter Unternehmertum Generation 6: Dustin und Fanny Mühle

Inzwischen sind auch Dustin und Fanny Mühle mit an Bord. Seit 2024 leitet der Sohn von Thilo Mühle die Fertigung und Manufaktur. Sein Credo: „Meine Mission besteht darin, innovative Konzepte einzubringen, um eine starke Zukunft zu formen.“ Fanny Mühle ist zuständig für Vertrieb und Kundenbetreuung. „Die Werte unseres Familienunternehmens zu leben, ist für mich eine Herzensangelegenheit,“ lässt die Tochter von Thilo Mühle wissen. Allen zusammen ist sehr daran gelegen, die Unabhängigkeit von Mühle-Glashütte zu wahren, und die Firma mit ihren rund 70 Mitarbeitenden konsequent weiterzuentwickeln.

Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde Edition 1994, EUR 1.900

Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde 1994

Ein signifikantes Erkennungszeichen der neuen 29er Kleine Sekunde 1994 ist, wie der Name unschwer erkennen lässt, der kleine Sekundenzeiger oberhalb der „6“. Bis in die 1950-er Jahre war diese Art der Indikation der kleinsten Zeiteinheit infolge der gängigen Uhrwerks-Konstruktionen gang und gäbe. Logischerweise besser ablesbare Zentralsekunden bildeten die Ausnahme. Das änderte sich in den 1960-er Jahren. Nostalgie und Retrostil lösten eine Rückbesinnung auf das Althergebrachte aus. Aber das ist nur ein Aspekt. Außermittig rotierende Sekundenzeiger lockern das Zifferblatt spürbar auf. Das motivierte Thilo Mühle und seine Kinder zur Kreation des stählernen Newcomers.

Mühle 29er Kleine Sekunde Edition 1994 - Sekundenfeld

Mühle 29er Kleine Sekunde Edition 1994 - das farblich abgesetzte Feld vor dem der kleine Sekundenzeiger dreht

Möglich machts die von Sellita entwickelte Kaliberfamilie SW26x-1 mit beidseitig wirkendem Kugellagerrotor. Sie basiert auf dem Bestseller SW200 mit im Kraftfluss liegender Zentralsekunde. Damit der Sekundenzeiger aus der Mitte wandern kann, erfolgt die Ansteuerung des Zahnrads mit nach vorne verlängerter Welle außerhalb des Kraftflusses.

Sellita SW261-1 unter Zifferblatt

Sellita SW261-1 unter Zifferblatt - durch ein vorderseitig aufgesetztes Modul wandert die Anzeige der Sekunden aus dem Zentrum heraus

Früher verhielten sich die Dinge genau umgekehrt. Mühle Glashütte verbaut in diesem nicht limitierten Modell das Automatikkaliber Sellita SW261-1 in einer markenspezifischen Version. Die Aufwertung gegenüber dem Normalen besteht einmal im von Mühle Glashütte selbst gefertigten Editions-Rotor. Des Weiteren gesellt sich die so genannte Spechthals-Feinregulierung für den Rücker hinzu.

Sellita SW261-1 Modifikationen Mühle Glashütte

Sellita SW261-1 mit Modifikationen Mühle zur Generierung der nötigen Wertschöpfung in Glashütte

Die Unterschiede zwischen den Sellita Kalibern SW260-1 und SW261-1 besteht im Abstand der Welle des kleinen Sekundenzeigers vom Zifferblatt-Zentrum. Bei erstgenanntem Uhrwerk beträgt er 6,4 Millimeter, bei letzterem sind es 7,6. Folglich lässt sich der Durchmesser des kreisrunden Felds, vor dem der Sekundenzeiger dreht, um bis zu 2,4 Millimeter steigern. Das wiederum kommt einer ausgewogenen Optik des Ganzen zugute.

Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde Edition 1994 (2)

Die Verwendung des Automatikkalibers Sellita SW261-1 gestattet einen größeren Abstand der Welle des Sekundenzeigers von Zentrum

Mühle reguliert das 25,6 Millimeter große und 5,5 Millimeter hochbauende Uhrwerk mit maximal 41 Stunden Gangautonomie auf eine maximale tägliche Gangabweichung zwischen 0 und +8 Sekunden. Dieses Delta ist geringer als das von der Schweizer Chronometerprüfung vorgegebene von 10 Sekunden (-6 bis +4).

Farblich sticht bei der 29er Kleine Sekunde 1994 das Jubiläumsblau ins Auge. Verwendung findet es für den Höhenring, den kleinen Sekundenzeiger und die Beschriftung des Datumsrings.

Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde Edition 1994 (4)

Bei der Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde Edition 1994 sticht das helle Jubiläumsblau deutlich ins Auge

Der Boden des 42,4 Millimeter messenden und bis zu zehn bar wasserdichten Stahlgehäuse besitzt ein Sichtfenster. (Und ab wann eine Uhr so wasserdicht ist, um eine Taucheruhr zu sein, verraten wir hier). Am Handgelenk trägt der mit blauem Canvasband und Dornschließe Zeitmesser 11,3 mm auf. Durch spezielle Federstege lässt sich das Armband leicht austauschen.

An die bis zum Gründungsjahr 1869 zurückreichende Zeitspanne erinnert eine Limitierung auf 155 Exemplare. Mit 1.900 Euro sind Markenfans oder Liebhaber der Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde 1994 Edition mit kleiner Sekunde dabei.

Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde 1994

Mühle Glashütte 29er Kleine Sekunde 1994 am Handgelenk

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