Schwarz wie eh und je

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024: Ein erster Auftakt

Insgesamt wird Porsche Design von dieser natürlich pechschwarzen Uhr exakt 350 Exemplare herstellen. 100 Uhren der Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024 gehen glücklicherweise an den europäischen Markt. Sie werden wohl schnell weg sein. Wir haben uns die PD Hodinkee Kleinserie einmal näher angesehen.

von | 17.07.2024

Geboren in schwieriger Zeit

Die Beschäftigung mit dem kürzlich in Tokio vorgestellten Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024 verlangt nach einer kurzen Rückblende ins Jahr 1972. Damals trafen sich der amerikanische Präsident Nixon und der chinesische Staatsmann Mao Tse-tung. Japan und die Volksrepublik China nahmen diplomatische Beziehungen auf. Die Olympischen Spiele in München standen unter keinem guten Stern. Erstmals gestatteten Laserstrahlen präzise Entfernungsmessungen mit nur 25 Millimeter Abweichung auf zwei Kilometer. Elektronikfreaks erfreuten sich an ersten Quarz-Armbanduhren mit Flüssigkristall-Anzeige.

Nicht zuletzt war es in besagtem Jahr 1972 eigentlich schon zu spät, um noch richtig am Geschäft mit Automatik-Chronographen partizipieren zu können. Deren Debut war 1969 bei Breitling, Büren, Heuer, Hamilton, Seiko und Zenith über die Bühne gegangen. Bereits drei Jahre später bekamen auch sie die neue elektronische Konkurrenz deutlich zu spüren. Quarzgesteuerte Präzision gepaart mit digitalem elektronischen Sexappeal und beeindruckender Multifunktionalität ließ die zeitschreibende Mechanik ziemlich alt aussehen.

Porsche Design Chronograph 1 mit Kaliber Valjoux 7750

Der vermutlich erste Chronograph mit dem Automatikkaliber Valjoux 7750 stammte 1973 von Porsche Design.

Gleichwohl schickte sich Valjoux im abgeschiedenen Tal der Tüftler an, das neue Automatikkaliber 7750 endlich ins Rennen um die Käufergunst zu schicken. Nach mehrjährigem Engagement gab es kein Zurück mehr. Schon zu viel Geld hatte der Chronographenspezialist in Forschung und Entwicklung investiert. Nun brauchte es endlich einen Erfolg. Doch der zeichnet sich nicht wirklich ab, obwohl es noch keine frei verkäuflichen Automatikwerke mit integrierter Stoppfunktion gab.

Porsche Design Orfina Chronograph ca. 1974

Früher Porsche Design Orfina Chronograph, gekauft 1975. Vermutlich handelt es sich um eines der ganz frühen Exemplare. Dafür sprechen Stabzeiger (Stunden und Minuten) ohne Spitze und die noch bis zu 1000 reichende Tachymeterskala. Durch häufiges Tragen ist die schwarze Beschichtung stark abgenutzt.

Erste Kunden

Zum überschaubaren Kundenkreis, dem uhrmacherische Tradition mehr bedeutete als reiner Fortschrittsglaube, gehörten die Schweizer Uhrenmarke Orfina und Ferdinand A. Porsche, dem die Autowelt das Design des legendären Porsche 911 verdankte. Anfang der 1970-er Jahre schwächelten nicht nur die Schweizer Uhrenhersteller, sondern auch die Automobilfabrikanten. In Zuffenhausen zogen sich die Mitglieder der Familien Porsche und Piëch aus der operativen Betätigung zurück. Quasi über Nacht musste sich Eff-A nach neuen sinnstiftenden Aufgabenfeldern umsehen.

Porsche 911

Gestaltet von Ferdinand A. Porsche: der Porsche 911

Mit Verve wandten sich er und Porsche Design dem immer mehr gefragten Alltags- und Gebrauchsdesign zu. Unterstützend wirkte, dass das automobile Familienunternehmen regelmäßig Uhren als Geschenke für verdiente Belegschaftsmitglieder benötigte.

 

Was macht schließlich die Faszination einer Uhr aus? Ist es ihre Funktion als Messinstrument, oder ist es ihr Äuße­res, also ihr Design? Ich meine, dass sich beides im Streben sowohl des ein­schlägig befassten Hand-Werkers wie auch des Künstlers wieder findet.

Ferdinand A. Porsche

Produktgestalter, Porsche Design

Die Farbe machts

Dieses Credo führte 1972 zur ersten zeitschreibenden Kreation, heute weltweit unter dem Namen Porsche Design Chronograph 1 bekannt. Von schwarzer und daher ausgesprochen ungewöhnlicher Gestalt. Gewöhnungsbedürftig und polarisierend, wie kaum eine Armbanduhr zuvor. Ein Zeitschreiber, wie aus einer anderen Welt. Dabei leitete sich die nichtblendende Optik folgerichtig von den Bordinstrumenten des Porsche 911 ab. Ferdinand A. Porsche setzte schon damals auf das, was heute als Tool Watch in vieler Munde ist.

Rasches und vor allem sicheres Ablesen in unterschiedlichsten Situationen bedingte eine helle und deshalb stark kontrastierende Indexierung auf schwarzem Grund. Der rote Zeiger des Sekundenchronographen korrespondierte mit den Pendants von Drehzahlmesser oder Tachometer. Die Suche nach einem einschlägig erfahrenen Produzenten führte zur 1922 in Grenchen gegründete Orfina Uhren AG, die sich auf Private-Label-Produkte verstand und der Lieferung des Kalibers Valjoux 7750 ab 1973 entgegensah. (Die ganze Geschichte des Valjoux 7750 Kalibers finden Sie hier zu lesen). Bereits vorhandene Prototypen gestatteten konkrete Vorarbeiten für Zifferblatt, Zeiger, Gehäuse und Gliederband.

Clay Regazzoni Porsche Design Chronograph

Clay Regazzoni trug den Porsche Design Chronograph

Als der schwarze Armbandstopper 1973 tatsächlich auf der chronographischen Bildfläche erschien, gingen die Meinungen tatsächlich mächtig auseinander. Befürwortende und ablehnende Ansichten standen sich unerbittlich gegenüber. Dem Erfolg tat das Kontra keinen Abbruch. Zügig fanden mehr als 50.000 Exemplare an mehr oder minder prominente Handgelenke. Plagiate unterstrichen, dass Ferdinand A. Porsche mit seinem „Black is Beautiful“ trotz aller Widersprüche den richtigen Ton getroffen hatte.

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee

Der Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024 und ein früher Porsche Design Chronograph

Hondikee Edition

Mehr als 50 Jahre ist das nun her. Und der Porsche Design Chronograph 1 erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Das beweisen rasch vergriffene Sonder-Editionen zum 25. und 50. Jubiläum dieser weiterhin außergewöhnlichen Armbanduhr. Der Juli 2024 bringt weitere 350 Exemplare, welche in enger Kooperation mit der amerikanischen Uhrenplattform Hodinkee entstanden. Aus guten Gründen hat dabei niemand an den gestalterischen Grundfesten dieser zeitschreibenden Ikone gerüttelt.

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024 und Porsche Design Chrono 1 vintage

Am Handgelenk der Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024 und daneben ein früher Porsche Design Chronograph

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024 Vorder- und Rückseite

Auf den ersten Blick präsentiert sich der Porsche Design Chronograph 1 – Hodinkee 2024 Edition ein gewohnter Weise: Schwarz mit rotem Chronographenzeiger und Tachymeterskala auf der festsitzenden Lünette. Erst näheres Hinsehen fördert die gestalterischen Spezifika der limitierten Auflage ans Tageslicht. Die runde Schale und das Armband fertigt Porsche Design gleichermaßen leichtem wie widerstandsfähigem und antiallergischem Titan.

Im Gegensatz zu den anfänglichen Modellen, bei denen die schwarze Beschichtung über kurz oder lang verblasste, behalten die aktuellen Armbanduhren des Chronograph1 Hodinkee Edition 2024 dank kratzfestem Titancarbid ihre Farbe selbst bei intensiver Nutzung. Der massive Titan-Schraubboden trägt das historische Porsche Design Logo, den Porsche Design Schriftzug und die Limitierungsnummer XXX/350. Außerdem weist er unmissverständlich auf die Zusammenarbeit mit Hodinkee, das Entstehungsjahr 2024 und die Tatsache hin, dass es sich um das Kapitel 1 einer Kooperations-Trilogie hin. Zwei weitere Editionen werden also folgen.

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024. Unverbindliche Preisempfehlung 8.950 Euro

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024 Detail

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024 - Zifferblatt im Detail

Vive la Difference!

Auch beim Blick auf die Vorderseite zeigen sich vier stilistische Besonderheiten. Im Feld des 12-Stunden-Zählers findet sich ein rotes H. Ein ausgeprägtes Vintage-Gefühl sendet die spezielle Farbe der Super-LumiNova-Leuchtmasse auf den Stundenindizes sowie den beiden Zeigern für Stunden und Minuten aus. Als Hommage an die USA, wo Hodinkee startete, versteht sich 1 Mile im Zusammenhang mit der Tachymeterskala. Das ist freilich nur symbolisch gemeint, denn diese lässt sich selbstverständlich auch zur Erfassung von Durchschnittsgeschwindigkeiten über einen Kilometer hinweg nutzen.

Das Starten des Chronographen erfolgt beim Passieren der ersten Wegstreckenmarke, das Stoppen am Ende der jeweiligen Distanz. Weil Hodinkee in Japan die erste fremdsprachige Ausgabe publizierte und Porsche sowie Porsche Design im Land der aufgehenden Sonde eine große Fangemeinde besitzen, ist die Wochentagscheibe in Englisch und Japanisch bedruckt. Was sich im zugehörigen Fenster zeigt, ist Sache des Einstellens dieser Indikation. Um Mitternacht wird die nicht gewünschte Sprache ganz einfach übersprungen.

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024  - englische Wochentage

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024. Hier die englischsprachige Anzeige der Wochentage

Bleibt das zeitmessende und zeitschreibende Innenleben. Porsche Design verbaut in den Solothurner Ateliers das chronometerzertifizierte Kaliber WERK 01.140. Seine Funktionen, Anzeigen und Dimensionen entsprechen jenen des altehrwürdigen Valjoux 7750. 28.800 Halbschwingungen vollziehen die Unruh und die zugehörige Unruhspirale jede Stunde. Folglich rückt der zentrale Chronographenzeiger in Achtelsekundenschritten vor.

Diesem Sachverhalt trägt die Skalierung der Sekundenbruchteile auf Zifferblatt längst Rechnung. Bei den damaligen Uhren war das anders. Hier galt weiterhin die tradierte, wegen der höheren Frequenz allerdings längst nicht mehr gestoppte Fünftelsekunde. Hat der Kugellagerrotor das Federhaus in einer Drehrichtung voll gespannt, tickt das Automatikwerk ohne weiteren Energienachschub rund 48 Stunden lang.

Porsche Design Kaliber WERK 01.140

Porsche Design Kaliber WERK 01.140 - hier ohne Aufzugsrotor

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee

Damit kommen wir abschließend zur Verfügbarkeit dieses schwarzen Zeit-Boliden mit langer Tradition. 150 Stück erhält der amerikanische Markt. 100 gehen nach Japan und weitere 100 lassen sich in Europa entweder online, in Boutiquen oder bei Konzessionären für unverbindliche 8.950 Euro erwerben. Natürlich sind diese sportiven Armbanduhren nicht wasserscheu. Zehn bar Druck hält die 40,8 Millimeter messende und 14,14 Millimeter messende Schale mit Schraubkrone sowie beidseitig siebenfach entspiegeltem und hartbeschichtetem Saphirglas stand. Bis zu diesem Wert lassen sich auf die Chronographendrücker ohne Gefahr für das tickende Innenleben betätigen.

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024

Der Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024 am Handgelenk

Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024

350 mal gibt es Porsche Design Chronograph 1 Hodinkee Edition 2024. Davon sind 100 Exemplare für den europäischen Markt vorgesehen.

Kommentare zu diesem Beitrag

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Uhrenkosmos Newsletter abonnieren

Keine News mehr verpassen!

Die ganze Welt der Luxusuhren...

Melden Sie sich zu unserem Uhrenkosmos-Newsletter an und erhalten Sie regelmäßig News zu luxuriösen Uhren komfortabel direkt in Ihr Postfach.

Vielen Dank für Ihre Anmeldung.